Legendäre Rockveteranen Uriah Heep begeistern nach über 50 Jahren noch immer ihre Fans
Was für ein Abend! Als die britischen Hardrock-Titanen Uriah Heep am Donnerstag im Rahmen ihrer „The Magician’s Farewell Tour“ die Bühne der Uber Eats Music Hall in Berlin betraten, war die Atmosphäre elektrisierend – ein würdiger Abschied von der großen Tourbühne. Nach über 50 Jahren Bandgeschichte ist es schlichtweg beeindruckend, dass diese Legenden immer noch Tausende von Menschen in ihren Bann ziehen.
Die Halle war zwar nicht restlos ausverkauft – im Innenraum hätte man noch einige Fans untergebracht – doch der gesamte Sitzplatzbereich war prall gefüllt. Die Gründe dafür sind vielfältig und nachvollziehbar: Uriah Heep waren in den letzten Jahren oft in der Hauptstadt zu Gast, und seien wir ehrlich, das Stehen über mehrere Stunden fällt dem mitgealterten, treuen Rock-Publikum an einem Donnerstagabend vielleicht nicht mehr ganz so leicht. Doch ein paar Tausend begeisterte Seelen zu versammeln, die die klassische Hardrock-Fahne hochhalten, ist ein echtes Zeugnis für die zeitlose Kraft ihrer Musik.
Die Wegbereiter: Heavy Pettin und April Wine
Bevor der Hauptakt die Bühne eroberte, heizten die Special Guests ordentlich ein. Die schottischen Rocker Heavy Pettin legten mit ihrer energiegeladenen Performance eine solide Grundlage und bewiesen, dass sie ihren New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM)-Wurzeln treu geblieben sind. Sie lieferten einen kraftvollen, erdigen Sound, der das Publikum perfekt auf die kommenden Stunden einstimmte.
Anschließend sorgten die kanadischen Hardrock-Veteranen April Wine für eine wahre Sensation. Es war das erste Mal seit über vierzig Jahren, dass die Band eine ausführliche Europa-Tournee spielte – ein Geschenk an ihre Fans! Mit Hits wie Roller oder I Like To Rock präsentierten sie einen melodischen, aber dennoch kraftvollen Sound und eine Bühnenpräsenz, die die lange Abwesenheit sofort vergessen ließ. Ein perfektes Doppelpaket, das zeigte, wie reich die Classic Rock-Szene auch heute noch ist.
Uriah Heep: Ein Geist, der niemals altert
Als Uriah Heep die Bühne gegen 21:25 Uhr betraten, spürte man sofort diesen unverwechselbaren Geist, diesen ureigenen Spirit, der die Band seit Jahrzehnten auszeichnet.
Im Mittelpunkt stand natürlich Mick Box, der unzerstörbare Gitarrist und das letzte verbliebene Gründungsmitglied, der seit 1969 die Geschicke der Band lenkt. Mit seinen inzwischen 78 Jahren wirkte Box unglaublich fit, gut gelaunt und lachte unentwegt mit dem Publikum. Seine Finger flogen über das Griffbrett, als wäre er 48 oder jünger – ein Meister der Riffs und Harmonien.
Doch die Band ist heute ein perfekt eingespieltes Quintett, dessen Mitglieder teils selbst auf eine beeindruckende Zugehörigkeit blicken:
- Bernie Shaw (Gesang, seit 1986): Für mich nach wie vor eine der beeindruckendsten Stimmen im Rock-Business. Seine Stimmgewalt und sein beeindruckender Umfang waren an diesem Abend erneut makellos, von den tiefen Tönen bis zu den charakteristischen, hohen Schreien, die Uriah Heep so einzigartig machen.
- Phil Lanzon (Keyboards, seit 1986): Seit fast vier Jahrzehnten ist er der Mann an den Tasten und liefert mit seiner Hammond-Orgel den essenziellen, psychedelisch angehauchten Bombast-Sound, der Heep von vielen Zeitgenossen abhebt.
- Russell Gilbrook (Schlagzeug, seit 2007): Er ist die jüngste Konstante der Band und liefert das präzise, druckvolle Fundament, das selbst die komplexesten Prog-Passagen zusammenhält.
- Davey Rimmer (Bass, seit 2013): Er sorgt für die tiefen Frequenzen und füllt die Fußstapfen von Legenden wie Trevor Bolder mit Bravour aus, indem er eine dynamische und groovende Bassarbeit leistet.
Die Setlist: Eine Reise durch die Magie
Bis 22:40 Uhr präsentierte die Band eine perfekt kuratierte Setlist aus rund 13 Titeln, die sowohl ihre größten Hits als auch Titel enthielt, die länger nicht mehr live zu hören waren.
Die Show begann mit neueren Titeln wie dem energischen Opener „Grazed by Heaven“ (Living the Dream) und „Save Me Tonight“ (Chaos & Colour), die zeigten, dass die Band auch im Spätwerk nichts von ihrer Härte verloren hat. Doch schnell schwenkte die Setlist um und tauchte tief in die goldenen Jahre ein, was das Publikum nach und nach auftaute.
Klassiker wie das düstere „Shadows of Grief“ (Look at Yourself) und der dynamische Ohrwurm „Stealin'“ (Sweet Freedom) wurden mitreißend zelebriert. Ein Höhepunkt der ersten Hälfte war das atmosphärische „The Wizard“ (Demons and Wizards), das die Zuhörer mit seiner mystischen Melodie verzauberte.
Die Band spielte sich in einen Rausch, der in einem fulminanten Block endete, der ihre Progressivität und Hit-Dichte vereinte:
- Das epische „The Magician’s Birthday“ (der namensgebende Song der Tour) ließ die musikalische Komplexität der Band aufblitzen.
- Das donnernde „Gypsy“ (Very ‚Eavy… Very ‚Umble) zeigte, wo der Hardrock seinen Ursprung hatte.
- Das fast schon hymnische „July Morning“ (Look at Yourself) war ein emotionaler Höhepunkt, bei dem Bernie Shaw seine Stimmgewalt voll ausspielte.
- Und dann der Moment, auf den alle warteten: „Easy Livin'“ (Demons and Wizards). Hier gab es kein Halten mehr, das Publikum klatschte, jubelte, tanzte und sang lautstark mit.
Nach einer kurzen Pause kehrte die Band für die Zugabe zurück. Nach „Sunrise“ (The Magician’s Birthday) stand der finale Song an, der weltweit vielleicht bekannteste Titel der Band, „Lady in Black“. Das Publikum sang die ikonische Melodie von Anfang bis Ende mit.
In diesem Moment sorgte Bernie Shaw für einen herzlichen Witz, der die ausgelassene Stimmung unterstrich, indem er scherzte, dass sie in Mick den Mann hätten, der die zwei Akkorde dieses Songs beherrscht. Mick Box konterte trocken und zur Freude der Fans, dass es aber auch sehr wichtig sei, die Akkorde in der richtigen Reihenfolge zu spielen. Ein Beweis für den anhaltenden Humor und die Bodenständigkeit dieser Rock-Giganten.




Fotos (C)Dennis Hahn / BerlinMagazine.de
Ein Abschied mit Würde und Freude
Die „Magician’s Farewell Tour“ markiert, wie von Mick Box angekündigt, das Ende des großen Tourlebens für die Band. Es ist natürlich schade, dass sich eine so fitte und mit übermäßigem Spaß bei der Sache agierende Band von der Straße verabschiedet. Aber sie taten es an diesem Abend in Berlin mit großer Würde und viel Freude bei den Fans. Uriah Heep haben bewiesen, dass ihre Magie auch nach 55 Jahren ungebrochen ist. Ein Abschied vom großen Touren bedeutet glücklicherweise nicht, dass man die Band nicht mehr auf dem ein oder anderen Konzert oder Festival erleben wird. Das sollten Sie nicht verpassen! Appy Days!

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