Sechs Jahre ist die letzte Tour von Marius Müller-Westernhagen her. Nun ist der mitlerweile 75-jährige Wahl-Berliner wieder unterwegs. In seiner Wahlheimat hat er sich für sein „Comeback“ die wunderschöne Waldbühne Berlin ausgesucht, die am gestrigen Freitag Abend erwartungsgmäß, mit über 20.000 Zuschauern, ausverkauft war. Es gab zwei Stunden Hits, Emotionen und „Freiheit“ zum Schluss.
Als ich gestern auf dem Weg in die Waldbühne Berlin war, zogen schwarze Wolken am Himmel auf. Nicht die besten Vorraussetzung für ein Open Air Konzert ins Berlin größter Outdoor-Location. Und so kam es, wie es kommen musste: Gegen 19:30 Uhr began es stark zu regnen. Aber davon ließen sich die 20.000 Fans in der ausverkauften Naturbühne nicht unterkriegen. Die Regensachen wurden ausgepackt und siehe da, nach gut 15 Miunten war es dann auch schon vorbei, also der Regen.
Und dann um ca. 20:05 Uhr war er da: Marius Müller-Westernhagen. Das Alphatier, was auch der erste Titel an diesem Abend war. Gekleidet ganz in weiß, elegant und anscheinend wieder topfit, nachdem sein letztes Konzert in Stuttgart kurfristig abgesagt werden musste. Aber klar, mit nun 75 Jahren ist sowas nicht immer auszuschließen und kalkulierbar. Wobei man anerkennend zugeben muss, dass er für dieses Alter doch nach wie vor sehr beweglich und agil wirkt, Respekt dafür. Auch wenn er ganz offen immer wieder über sein Alter scherzte an diesem Abend:
Aber zum Sitzen nutze er tatsächlich nur die ruigen Stücke des Abends, wie „Luft um zu atmen“, den er zusammen mit seiner bezaubernden Frau Lindiwe Suttle zum Besten gab, ein toller Moment dieses Konzertes.
Mit auf der Bühne, erstklassige Musiker, meist aus den USA, die an diesem Abend mit ihm eine Reise durch knapp 50 Jahre deutsche Musikgeschichte unternahmen. Und sicher, viele der Zuschauer waren gekommen um die Klassiker, die Hits, die alten Stücke aus ihrer Jugend zu hören. Und da packte er mit „Fertig“ aus dem Jahre 1989 und „Taximann“ von 1974 gleich zwei dieser Songs an den Anfang der insgesamt 21 Titel umfassenden Setlist.
Marius Müller-Westernhagen war schon immer dafür bekannt, nicht den leichten Weg zu gehen, sondern auch dahin zu gehen, „wo es weh tut“. Er liebt es anzuecken, zu provozieren und das ab und an auch auf eine arrogante Art und Weise. Klar, „mit 18“, wie er es in seinem gleichnamigen Songs selbst beschreibt, war er noch rebellischer als er es jetzt ist, aber das ist nunmal auch der Wandel der Zeit. Dennoch ist und bleibt er das Alphatier, dass sich nichts sagen lässt, dafür sagt, was er denkt und damit auch heute noch die Leute zum Nachdenken anregt.
Nach dem anfänglichen Regenschauer, wurde das Publikum dann auch nach und nach mehr wach. Und spätestens bei „Es geht mir gut“ wurde gestanden, getanzt und mitgesungen. Es folgten „Mit 18“ und „Sexy“, wo es dann so richtig zur Sache ging. Auch Westerhagen legte nochmals einen Gang zu, bewegte sich „typisch stolzierend“ über die Bühne und animierte die Fanz zum Mitsingen. Mit einer langen Version von „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ und „Wieder hier“ in meinem Revier, seiner neuen Heimat Berlin, endete der Abend. Nein, natürlich nicht. Es ging weiter mit dem ersten Teil der Zugabe. Als er und die Band wieder zurück auf die Bühne kamen, wurden sie frenetisch mit „Oh, wie is das schön, oh wie ist das schön…“ gefeiert. Was kann man sich als Künstler bei einem Live-Konzert mehr wünschen, als ein singendes, feierndes, stehendes und glückliches Publikum!?
Aber da es in der Waldbühne (leider) Auflagen gibt, dass nicht zu lange gespielt wird, ging es schnell weiter mit „Lass uns leben“, dann einer sehr amüsanten Vorstellung der Band und einem der Gassenhauer „Schweigen“ ist feige“. Damit sollte es nicht genug sein. Den Abschluss machten dann „Johnny W.“, wo nochmals das gesamte Publikum einstimme und mitsang und zum Schluss noch „Freiheit“, der Song, der in den vergangenen Jahren auch oftmals „missbraucht“ wurde, der aber trotzdem für das steht, was sich alle wünschen, ein freies und glückliches Leben.
Nach gut zwei Stunden Songs aus gut 50 Jahren war dann Schluss. Und als hätte da oben jemand gewartet, endete das Konzert mit einem starken Regenschauer. Wenn es einen Musik-Gott gibt, war er an diesem Abend da. Auf der Bühne war er auf jeden Fall, in bester Form, gut gelaunt und froh, nach wie vor seine Songs seinen Fans in seiner Stadt präsentieren zu können. Und ich bin mir sicher, es wird nicht das letzte Konzert in der Hauptstadt gewesen sein. Danke Marius Müller-Westernhagen.
Setlist
- Alphatier
- Ich will raus hier
- Fertig
- Taximangen
- In meiner Bude flipp‘ ich aus
- Es geht mir gut
- Die Wahrheit
- Mit 18
- Luft um zu atmen (with Lindiwe Suttle)
- Sexy
- Alles in den Wind
- Zeitgeist
- Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz (With snippet of „Power of Soul“/Jimi Hendrix)
- Wieder hier (with Lindiwe Suttle)
1. Zugabe
- Lass uns leben
- Rosen
- Schweigen ist feige
- Halt mich noch einmal
2. Zugabe
- Weil ich dich liebe
- Johnny W.
- Freiheit