Endlich wieder IFA und endlich wieder IFA Sommergarten – Konzerte. Dieses Jahr feiert die IFA ihren 100. Geburtstag. Dazu wurde vieles verändert und „modernisiert“, aber auch Altbewertes zurückgebracht, so wie die IFA Sommergarten – Konzerte. Und zum großen Jubiläum hatte man sich natürlich nicht lumpen lassen und kein geringerer als Bryan Adams eröffnete am gestrigen, lauen Sommerabend die Konzertreihe mit jeder Menge Hits und auch einer Botschaft an seine Mutter.
Es sind jetzt 40 Jahre vergangen, seit Bryan Adams „Reckless“ veröffentlicht hat. Das Album, das „Run to You“, „Summer of ’69′′ und „Heaven“ in die Arenen brachte und Adams als Kanadas kommerziell erfolgreichsten, gitarrenschwingenden Star hervorbrachte. 40 Jahre „Reckless“ und 100 Jahre IFA. Das sind gleich zwei gute Gründe zum Feiern. So machten sich am gestirgen Abend viele Fans auf in den IFA Sommergarten, eine sehr schönsten Open Air Locations in Berlin, die in den letzten Jahren eindeutig zu wenig genutzt wurde. Und als das Konzert dann begann schien es, als wäre seit 1984 nichts mehr passiert, denn es war fast beängstigend, wie Adams mit nun 64 Jahren seine beeindruckende Stimme nicht nur während seiner bemerkenswerten Karriere, sondern auch in den letzten Jahren aufrechterhalten hat.
Seine neueste Platte „So Happy It Hurts“, seine Versionen von Songs aus „Pretty Woman – The Musical“, eine umfangreiche zweiteilige Anthologie und drei Live-Alben, die in der Royal Albert Hall in London aufgenommen wurden, wo er jetzt lebt, gehören zu seinen vier Projekten, die insgesamt sieben Alben enthalten. Der Mann ist auf jeden Fall nach wie vor sehr produktiv und lieferte gerade mit seinem letzten Album einen absoluten Kracher ab.
Adams war mit der „So Happy It Hurts“ – Tour schon in den Jahren 2022 und 2023 unterwegs und erweiterte diese Live-Erlebnis nun bis 2024 um einige weitere Termine. Das zweistündige Hit-Fest in Berlin markierte den vorletzten Auftritt seiner langen Tournee mit über 200 Terminen.
Aber Adams zeigte am Donnerstag keine Abnutzungserscheinungen – er war perfekt in Form, ganz in weiß und seine tuckernden Jams waren genauso eindrucksvoll und fesselnd wie am Tag ihrer Veröffentlichung. Adams‘ immer noch jugendliche und selbstironische Art war tatsächlich vertraut. Er machte bereits früh Witze:
Kein guter Künstler, ohne eine gute Band. Und was die vierköpfigen Band an diesem Abend ablieferte, war tatsächlich beeindruckend. Sie schöpften bei der Setlist des Abend aus 16 Studio-Alben aus 45 Jahren. Sie starteten an diesem Abend mit „Kick Ass“ vom Album aktuellen „So Happy It Hurts“ Album. Weiter ging es mit „Can’t Stop This Thing We Started“ vom „Waking Up the Neighbours“ aus dem Jahr 1991. Insgesamt aus acht Alben schafften es Songs ins Set an diesem Abend.
Zwischendruch gönnte er sich noch einen „Pause“ von seinen eigenen Songs um an eine ganz besondere Frau zu gedenken: Tina Turner. Mir ihr sang er im Jahr 1984 das berühmte Duett „It’s Only Love“. Da die Rock’n Roll Queen und Rockröhre letzten Jahr leider verstarb, widmete er ihr ein kleines Medley aus It’s Only Love / The Best / What’s Love Got to Do With It.
Während Adams einen Ohrwurm nach dem anderen schmetterte, leuchteten Hunderte von Handylampen pflichtbewusst beim Song „Shine A Light“ im Sommergarten. Diesen Song schrieb er in Gedanken an seinen kürzlich verstorbenen Vater. Der langjährige Leadgitarrist Keith Scott, der seit 1983 mit Adams auf Tournee ist, stand ganzen Abend neben ihm und sogar für viel Dynamik und tolle Solis. Sie spielten Call-and-Response für den bluesigen neueren Jam „Go Down Rockin’“, immer mit einem schnellen Lachen, was die Freundschaft der beiden offenbarte.
Die Inszenierung für diese Show war vorhersehbar klein gehalten, da Adams sich dem Rock-Minimalismus verschrieben hat. Hinter der Bühne befand sich ein großer Bildschirm, wo Animationen, Einspieler oder eben das Live-Bild der Show präsentiert wurden. Zu Beginn und auch zwischendruch wurden riesige Bälle ins Publikum geworfen, um für etwas Bewegung zu sorgen. Das wars dann aber auch an „Showeinlagen“.
Wie erwartet ging die Hitparade weiter: Die Nostalgiebombe „Summer of ’69“, die nach wie vor eine der größten Stadionrock-Hymnen aus seiner Feder ist durfte natürlich nicht fehlen. Gefolgt von der schnelle Nummer „Cuts Like a Knife“ wo die Band nochmals zeigte, was in ihr steckt. Am Ende ist es auch ein Beweis für Adams‘ allgemeine Alterslosigkeit und es war ein aufrichtig befriedigender Abend für Gelegenheits- und eingefleischte Fans, die an diesem Abend dabei waren.
Am Ende waren es 27 Songs an einem perfekten, lauen Sommerband. Gegen Ende wurde es noch etwas persönlich, als Bryan Adams mit dem ganzen Publikum ein Video für seine 96 Jahre alte Mutter aufnahm, mit besten Grüßen aus Berlin. Dieser Abend war nicht nur ein gelungener Start in die Party zu 100 Jahr IFA, es war auch der Beweis, dass der Rock’n Roll weiterlebt und die Leute die großen Hits immer wieder hören wollen. Und ich bin davon überzeugt, dass Bryan Adams noch lange auf den Bühnen stehen wird und mit seinen Hits weitere Generationen begeistern wird.
Setlist:
- Kick Ass
- Can’t Stop This Thing We Started
- Somebody
- 18 til I Die
- Shine a Light
- Take Me Back
- Kids Wanna Rock
- Heaven
- Go Down Rockin‘
- It’s Only Love / The Best / What’s Love Got to Do With It
- You Belong to Me
- I’ve Been Looking for You
- The Only Thing That Looks Good on Me Is You
- Here I Am
- When You’re Gone
- Always Have, Always Will
- (Everything I Do) I Do It for You
- Back to You
- So Happy It Hurts
- Run to You
- Summer of ’69
- Cuts Like a Knife
- Straight From the Heart
- All for Love
- Zugabe
- Can’t Take My Eyes Off You