Gestern Abend verwandelte sich die Uber Arena in Berlin zu einem Mekka für Schlager-Fans. Kein geringerer als der aus Südafrika stammende Howard Carpendale hatte „eingeladen“ um mit ihm auf seiner „Let’s do it again“-Tour den Schlager und Hits aus fast 60 Jahren musikalischen Schaffens zu zelebrieren. Und die fast ausverkaufte Arena bekam über 2 Stunden Hits, Anekdoten, viele Emotionen und was zum Lachen gab es auch!
„Let’s do it again“ heisst die aktuelle Tour von Howard Carpendale, mit der er durch die die größten Arenen in Deutschland, Österreich und der Schweiz tourt. Ob „again“ vielleicht auch ein letztes Mal bedeutet, weiß man nicht, aber der 78jährige Sänger sagte schon oft, so lange es ihm gesundheitlich möglich ist, möchte er auf der Bühne stehen und Konzerte geben.
Kommen wir zum gestrigen Abend in Berlin. Wie schon eingangs erwähnt war die große Uber Arena fast ausverkauft. Bei letzten Mal spielte er in der noch deutlich kleineren Uber Easts Music Hall (vormals Verti Music Hall) nebenan. Aber damit liegt er voll in Trend mit seinen deutschen Kollegen wie Roland Kaiser, Peter Maffay oder auch aktuell wieder Marius Müller-Westernhagen, die alle nochmals ihren „späten Frühling“ erleben und tausende Fans in die großen Spielstätten des Landes ziehen. Klar war der Alterdurchschnitt gestern in der Arena schon hoch, aber am Ende sah man auch bis zu drei Generationen im Publikum sitzen. Wieder mal ein Anzeichen dafür, das Musik keine Grenzen kennt und verbindet.
Mit ein paar Minuten Verspätung ging es dann kurz nach 20 Uhr los. „Licht aus, Spots an“, wie man so schön sagt. Am Anfang betrat seine 13-köpfige Band die Bühne und heizte die Stimmung an. Und dann kam er: Der „große Blonde“, wie immer elegant gekleidet und mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen. Los ging es mit dem Song zur Tour „Let’s Do It Again!“. Um es schon mal vorweg zu nehmen, es wurde ein sehr langer Abend: 26 Songs in über zwei Stunden plus eine Pause. Also hier bekamen die Zuschauer auf jeden Fall etwas für ihr Geld geboten. Die Bühne war eher schlicht gehalten, aber der komplette Hintergrund war eine überdemensionale LED-Wand, die auch sinnvoll und ausgiebig genutzt wurde.
Die Stimmung im Saal war eigentlich von Anfang an prächtig, auch wenn es die meisten bei den ersten Titel wie „Ist ein Leben genug“ und „Du bist das Letze…“ noch nicht von den Stühlen riss. Aber das sollte sich schnell ändern. Neben der Musik gab es noch viel Talk, Anekdoten und lustige Geschichten aus dem Show-Geschäft.
Diese kleinen Geschichten lockerten zum einen das Konzert gut auf und brachten auch etwas Persönliches rüber, was es schon ein wenig Besonders machte. So erzählte er auch von seiner Zeit und den Auftritten in der legendären ZDF Hitparade mit dem genauso legendären Dieter Thomas Heck. Und dann ließ es sich die Band auch nicht nehmen die Intro-Musik der Hitparade zu Besten zu geben und es folgten mit „Ob-La-Di, Ob-La-Da“ und „Indianapolis“ zwei Titel aus dieser Zeit. Inzwischen stand auch die ganze Halle und weiter ging es mit einem Song, der entscheidend für die Karriere von Carpendale war: „Das schöne Mädchen von Seite 1“. Es wurde mitgesunden, getanzt, geschunkelt und bei „Tür an Tür mit Alice“ natürlich auch lauthals „Who the fuck is Alice?“ gerufen. Dann ging es in einem Pause.
Nach ca. 25 Minuten Pause ging es weiter. Und welcher Song würde besser passen für das „Wiedersehen“ als „Hello again“! Auch die zweite Hälfte war natürlich prall gefüllt mit tollen Songs und Hits aus einer großen und langen Karriere im Musikbusiness. Howard Carpendale, der selbst noch immer ohne Teleprompter auskommt, auch wenn er sich immer wieder mal setzen musste, machte zumindest stimmlich eine sehr fitten Eindruck an diesem Abend und auch seine Band war mit großer Freude und musikalischer Spielfreude bei der Sachen. Es folgten Sons wie „Du fängst den Wind niemals ein“, „Wie frei willst du sein“, „Laura Jane“ und „Wem (erzählst du deine Träume nach mir)“, die sind in den Abend einreihten, also ein Gassenhauer nach dem anderen könnte man auch sagen.
Aber auch das schönste und längste Konzert muss irgendwann mal ein Ende gehen. Selbstverständlich nicht ohne am Ende noch „Ti amo“ zu sagen. In dem Fall kann man das auch als eine Liebeserklärung von Howard Carpendale an seine Fans verstehen. Als er mit 18 Jahre aus Südafrika nach Deutschland kam, glaubte er an seinen Traum und Erfolg, aber nicht viel andere. Heute wissen wir, er ist einer der erfolgreichsten deutschen Künstler im Bereich Schlager, aber auch überhaupt geworden. Und deshalb auch diese Liebeserklärung an das Publikum, das ihm teils über Jahrzehnte hinweg die Treue gehalten hat und ihm eben ermöglichte und immernoch ermöglicht, seinen Traum zu leben, auf der Bühne zu stehen und Emotionen in die Herzen der Menschen zu bringen. Deshalb bleibt es nur zu hoffen, dass es auch im nächstes Jahr wieder in Berlin heisst: „Hello again“!
Setlist:
- 1. Teil
- 2. Teil:
- Zugabe:
- …dann geh doch
- Ruf mich an
- Ti amo