Das Berliner Tempodrom erstrahlte gestern Abend im Schein unzähliger Handybildschirme, die die ersten Takte eines unvergesslichen Konzerts einfingen. Das Publikum, ein generationsübergreifender Chor der Begeisterung, hatte das ehrwürdige „Zelt“, das Tempodrom in Berlin, bis auf den letzten Platz gefüllt, um Mike & The Mechanics live zu erleben. Und Mike Rutherford, die Gitarrenlegende, die maßgeblich den Sound von Genesis prägte, betrat die Bühne mit einem charmanten Augenzwinkern und den Worten: „Ich habe meine fu*king Hüfte gebrocken!“ Doch wer nun eine gemächliche Performance erwartet hätte, sah sich getäuscht. Dieser 74-jährige Ausnahmemusiker lieferte mit seiner exzellenten Band eine zweistündige Reise durch melancholische Balladen und rockige Hymnen, die das Publikum immer wieder von den Sitzen riss. Eine besondere Erwähnung verdient dabei Nic Collins, der Sohn der Genesis-Ikone Phil Collins, der bereits auf der zweiten Tournee am Schlagzeug sitzt und mit seinem energiegeladenen und präzisen Spiel dem Sound der Band eine frische, jugendliche Note verleiht.
Eine Legende kehrt zurück: Mike Rutherford und die goldene Ära von Genesis
Mike Rutherford ist eine Ikone der Rockmusik. Als Gründungsmitglied von Genesis prägte er über Jahrzehnte hinweg den unverwechselbaren Sound der Band mit seinem melodischen Bassspiel und seinen charakteristischen Gitarrenriffs. Genesis entwickelte sich von einer progressiven Rockband der frühen 70er zu einer globalen Supergroup der 80er und 90er Jahre, die mit Hits wie „Land of Confusion“ und „I Can’t Dance“ die Charts stürmte. Rutherford war dabei stets ein kreativer Kern der Band, der neben seinen instrumentalen Beiträgen auch maßgeblich am Songwriting beteiligt war. Mit Mike & The Mechanics schuf er in den 80er-Jahren ein erfolgreiches Nebenprojekt, das ihm erlaubte, seine musikalischen Visionen in einem zugänglicheren, poporientierten Rahmen auszuleben. Die nahtlose Integration von Genesis-Klassikern in das Set der Mechanics war somit nicht nur eine Hommage an seine eigene musikalische Vergangenheit, sondern ein Geschenk an das generationsübergreifende Publikum, das beide Projekte gleichermaßen feierte.

Ein Hitfeuerwerk und harmonischer Gesang: Die Setlist als Zeitreise
Die Setlist des Abends war ein perfekt ausbalancierter Cocktail aus den größten Hits von Mike & The Mechanics und den unvergesslichen Krachern aus dem Genesis-Repertoire. Von dem sanften „Another Cup of Coffee“ über die bittersüße Ballade „The Living Years“ bis hin zum hymnischen „All I Need Is a Miracle“ sang und klatschte der gesamte Saal textsicher mit. Einen besonderen Genuss boten dabei die beiden Leadsänger der Band, Tim Howar und Andrew Roachford, die sich in den verschiedenen Songs auf beeindruckende Weise ergänzten und auch schon seit 2010 nun dabei sind.
Ihre Stimmen harmonierten exzellent, verliehen den Balladen eine zusätzliche emotionale Tiefe und brachten bei den rockigeren Stücken die Energie des Publikums zum Kochen. Auch die Genesis-Klassiker „Land of Confusion“ und das tanzbare „I Can’t Dance“ sorgten für frenetische Begeisterung und ließen das Tempodrom in ein Meer aus tanzenden Silhouetten verwandeln. Mike Rutherford selbst präsentierte sich nicht nur als brillanter Musiker, sondern auch als charmanter Entertainer, der immer wieder das kurz das Gespräch mit dem Publikum suchte und mit kleinen humorvollen Anekdoten zwischen den Songs für lockere Stimmung sorgte. Die Zugabe mit den melancholischen Klängen von „Over My Shoulder“ und dem eingängigen „Word of Mouth“ bildete einen perfekten Abschluss eines Abends, der sowohl zum Träumen als auch zum Abfeiern einlud.


Fazit: Eine Nacht voller Erinnerungen und zeitloser Musik – Getragen von zwei großartigen Stimmen
Das Konzert von Mike & The Mechanics im ausverkauften Tempodrom in Berlin war mehr als nur eine musikalische Darbietung – es war eine emotionale Zeitreise durch Jahrzehnte der Pop- und Rockgeschichte, veredelt durch den harmonischen Gesang der beiden Sänger. Mike Rutherford bewies eindrücklich, dass seine Kreativität und seine Leidenschaft für die Musik auch im hohen Alter ungebrochen sind und mit gebrochener Hüfte zu spielen ist. Die gekonnte Mischung aus den Hits seiner Band und den unvergesslichen Genesis-Hymnen, gepaart mit der Spielfreude der Band und der charismatischen Präsenz Rutherfords, schuf eine magische Atmosphäre, die das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute fesselte. Das Publium wurde auch immer wieder eingebunden und zum Klatschen animiert, wobei es dies auch ohne Einladung gemacht hätte. Es war ein Abend für die Seele, ein Fest der Melodien und ein Beweis dafür, dass wahre Musiklegenden niemals ihren Glanz verlieren – und dass großartige Songs durch ausdrucksstarke Stimmen eine neue Dimension erreichen.